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Wie finde ich mehr Selbstvertrauen? Wie kann ich mein
Selbstbewusstsein stärken?
Vielen Menschen mangelt es an Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Dadurch gehen
sie bestimmten Situationen und Erfahrungen aus dem Weg. Dieses wiederholte Ausweichen
nagt wiederum am Selbstvertrauen und am Selbstwertgefühl. Das Leben fühlt sich enger
und kleiner an. Vielleicht macht man sich selbst dafür fertig, es nicht zu schaffen - was auch
immer „es“ ist.
Es dürfte ein Fehlglaube sein, dass man sich Selbstvertrauen herbei lesen oder durch
Webinare oder Motivationswochenenden aufbauen können. Die können zwar eine Wirkung
haben, aber ist sie nachhaltig? Was bleibt nach einem Monat von ihr übrig? Außerdem: Wie
soll wahres Selbstvertrauen von außen kommen können? Ein Selbstvertrauen, das von der
Unterstützung und Anerkennung Dritter abhängig ist, ist kein Selbstvertrauen, sondern eine
Abhängigkeit. Es ist eine äußere Ressource, die immer wieder an das Fehlen einer inneren
Ressource erinnert.
In Wirklichkeit hat Selbstvertrauen mit Handeln zu tun. Man sollte nicht so sehr nach der
richtigen Denkweise suchen, um endlich ins Handeln zu kommen, sondern nach der
richtigen Handlungsweise, um ins richtige Denken zu finden.
Es gibt kein nachhaltiges Selbstvertrauen ohne Selbsterkenntnis. Und es gibt keine wirkliche
Selbstkenntnis, wenn man sich nicht an der Wirklichkeit reibt. Wie man in der
Gestalttherapie sagt: Selbsterkenntnis ist nicht etwas, das man im voraus denken kann,
sondern eine Wahrheit, die sich nach und nach am Kontakt mit der Welt offenbart.
So verlockend es sein mag, sich in einer digitalen Blase zu verstecken, so wenig hilfreich ist
es, um Selbstvertrauen aufzubauen. Um wahres Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl
aufzubauen, versuchen Sie mal diesen Weg, mit oder ohne Coach:
•
Fassen Sie Mut,
•
kommen Sie ins Handeln, probieren Sie Dinge aus, probieren Sie sich aus, unternehmen
Sie Dinge, riskieren Sie auch mal etwas,
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begehen Sie Fehler (das lässt sich sowieso nicht verhindern und ist menschlich), ziehen
Sie daraus die richtigen Lehren und entdecken Sie nach und nach Fähigkeiten, von
denen Sie gar nicht wussten, dass Sie die Saat dafür in sich tragen,
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überwinden Sie Hindernisse und genießen Sie danach das stärkende gute Gefühl, es
geschafft zu haben - und die darin liegende Selbstüberwindung,
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lernen Sie unterwegs, den allgemeinen Fokus zu behalten und sich auch von
Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen zu lassen,
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wechseln Sie die Perspektive und sehen Hürden als Versuche des Lebens, Sie nicht
zum Scheitern zu bringen sondern Ihnen etwas beizubringen und für den Rest Ihres
Lebens mit auf den Weg zu geben,
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werden Sie sich der Kompetenzen bewusst, die mit jeder Erfahrung wachsen (und mit
jedem Scheitern sowieso),
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machen Sie sich nicht dafür fertig, dass etwas misslungen ist, sondern wertschätzen sich
dafür, dass Sie es ehrlich und nach besten Kräften versucht und nicht gleich aufgegeben
haben.
Selbstvertrauen und Selbstwert, die von innen kommen, wachsen
•
mit jeder erfolgreich gemeisterten Situation in der Wirklichkeit,
•
aber auch mit jedem Scheitern, wenn man dem mit Demut begegnet und die Lehren
daraus zieht. Denn Demut hilft uns, nicht mehr so zu tun, als ob. Wir sehen uns, wie wir
sind. Wir halten uns kein Selbstbild, das künstlich ist und daher leicht zerfallen kann.
Man erscheint der Welt in seiner authentischen Form.
Je mehr Situationen gemeistert werden, desto mehr Vertrauen entsteht: „Ich werde
auch mit allem Weiteren fertig, was noch kommen mag.“ Das nennt man
„Selbstwirksamkeitserwartung“. Wenn die Selbstwirksamkeit steigt, steigt auch die eigene
Weltreichweite. Das eigene Leben wächst wieder, statt zu schrumpfen.
Und es ist ein nachhaltiges Selbstvertrauen, das da entsteht. Es hat den Wirklichkeits-
TÜV immer wieder durchlaufen - wieder und wieder, wenn auch nicht immer
verletzungsfrei.
Das hat auch mit Selbstüberwindung zu tun. Es gibt keine persönliche Entwicklung ohne
Selbstüberwindung - angefangen mit dem Abstreifen liebgewonnener Glaubenssätze, die
früher einen Halt gaben und nun nicht mehr funktionieren.
Mangelndes Selbstvertrauen und Angstzustände als Störung
der psychischen Gesundheit?
Etliche Menschen, insbesondere unter den Jüngeren, erleben heutzutage häufig
•
nicht nur einen Mangel an Selbstvertrauen, sondern auch eine Orientierungslosigkeit
•
und sogar Angst schon bei kleinen Anlässen, etwa bei ganz banalen sozialen
Interaktionen mit unbekannten Menschen.
Dieser Mangel an Selbstvertrauen, diese Angstzustände werden bisweilen als psychische
Störung gewertet, die einer Therapie bedarf. Doch in vielen Fällen ist es keine
psychische Störung, sondern hat einen anderen Grund.
Heutzutage erfolgt in jungen Jahren ein großer Teil der Sozialisierung nicht in der
echten Welt, im Angesicht echter Menschen, sondern in fiktiven digitalen
Scheinwelten. Dort versucht man sich Algorithmen anzupassen, die vor allem
Selbstinszenierungen, Egozentrik, Narzissmus und Schwarzweiß-Polarisierungen belohnen.
Als wollten Sie die Menschen in ewiger Pubertät halten.
Der Lohn: Aufmerksamkeit und gute Positionierungen im „Feed“. Nicht Reife, sondern
Sichtbarkeit wird angestrebt, manchmal um jeden Preis. Das bereitet nicht wirklich auf ein
verantwortungsbewusstes Erwachsenenleben, eine Suche nach dem gesunden Mittelweg,
eine gute emotionale Regulierung und eine vollwertige Teilnahme an der Gesellschaft vor.
Es wird ein kuratiertes Schaufenster-„Ich“, ein falsches Selbst in einer fiktiven Blase
aufgebaut, statt sein wahres Selbst von der Wirklichkeit erproben und stählen zu lassen.
Doch nur ein wahres Selbst kann das Fundament eines nachhaltigen
Selbstvertrauens sein, das seinen Weg durch die Wirklichkeit zu finden weiß.
Ein falsches Selbst muss umso aggressiver nach außen verteidigt werden, als es weiß, dass
es künstlich und zerbrechlich ist. Denn jede Begegnung mit der Wirklichkeit könnte wie ein
Windstoß auf ein Kartenhaus wirken.
Der raue Umgangston im Internet könnte seine Hauptursache in diesen
Abwehrmechanismen vieler instabiler Egos haben. Ein falsches Selbst hat Angst vor der
Wirklichkeit und versucht, sich hinter den Erzählungen und Sichtweisen einzumauern, die es
nicht in Frage stellen.
Aus dem falschen Selbstbild entsteht dann ein falsches Weltbild. Das Weltbild soll nicht die
Welt beschreiben, sondern das Selbstbild bestätigen. Diese Weltsicht verbindet uns nicht mt
der Welt sondern trennt uns von ihr. Sie wird zum Resonanzkörper unserer Ängste.
Beispiele:
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Wer sich als Opfer sieht, baut sich eine Weltsicht voller Täter und Unterdrücker. (Ein
Täter-Opfer-Weltbild ist umgekehrt ein Indiz für eine mangelnde Selbstkenntnis.)
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Oder man baut sich das Bild einer Welt, die untergeht, um sich von der Sinnlosigkeit
eigener Anstrengungen zu überzeugen und jede Verantwortung abzugeben.
Wie alles, was instabil ist, muss sich auch ein solches Selbst abstützen, um nicht
umzufallen. Und vielfach werden heutzutage schlichte Schwarzweiß-Darstellungen und
Feindbilder genutzt, um sich an ihnen zu stützen. Man weiß nicht, wer man ist, also definiert
man sich gegen andere. Würde das Feindbild wegfallen, könnte das eigene falsche Selbst
umfallen.
Ein authentisches Selbst kann so nicht entstehen. Es werden nur die inneren
Spaltungen auf die ganze Welt projiziert, statt sie redlich zu überwinden.
Jede Stunde in der "digitalen Blase" ist für die Sozialisierung in der echten Welt
verloren. Um die Zwanzig kann man bereits mehrere Jahre Verspätung bei den sozialen
und emotionalen Kompetenzen für die echte Welt angesammelt haben. Vielleicht wird die
Sozialisierung in der echten Welt durch längere Studiengänge noch weiter vor sich her
geschoben, bis der Eintritt in die Berufswelt kaum noch eine Wahl lässt. Umso größer wirkt
dann der doppelte „Kulturschock“ des gleichzeitigen Eintritts in die echte Welt und in das
Arbeitsleben. Doch je früher man beginnt, sich darauf vorzubereiten, desto sanfter der
Übergang.
Es ist wie ein Fußballer: Er steht auf dem Feld und soll nun ein wichtiges Spiel mit seinem
Team spielen. Aber er ist nie ins Training gekommen und hat sich auch für Regeln, Taktiken
und koordinierte Handlungen nie interessiert. Nun sieht er die anderen um sich herum laufen
und versteht den Sinn nicht und weiß nicht, wie er mit der Situation umgehen soll.
Er fühlt sich schlecht, nicht weil er eine psychische Störung hat, sondern weil er sich nicht
vorbereitet hat.
Ohne sich an der Wirklichkeit zu reiben, weiß man weder, wer man ist, noch was man
kann. Der Mangel an Selbstkenntnis ist ein günstiger Nährboden und Resonanzraum für
Ängste, die keine wirklich erkennbare Herkunft haben und sich einfach selbst nähren. In
bestimmten Fällen kann eine Therapie helfen. In anderen Fällen jedoch ist diese Therapie
nur eine weitere Vermeidungsstrategie: Man schreibt das Unwohlsein einer psychischen
Störung zu, dabei kommt sie von einem Mangel an Training.
Es ist auch so schade: Wir leben in einem Zeitalter, in dem der Körper endlich wieder ins
Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt ist, nachdem er etliche Jahrhundert lang kulturell
vernachlässigt und sogar verachtet wurde. Und ausgerechnet jetzt wird das geistige Fliegen
durch digitale Welten als Erfahrung bevorzugt und das körperliche Sich-durch-die-wirkliche-
Welt-Bewegen, der Körper als Mittelpunkt der Welterfahrung vernachlässigt. Es ist kein
Wunder, dass sich uns dann der Körper durch diffuse Empfindungen und gegenstandslose
Ängste immer wieder in Erinnerung bringt.
Fazit: Es ist, wie wenn man sich allein auf offener See auf einem Segelboot befindet
und am Horizont bereits eine dunkle Wolkenfront naht:
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Wer die Segelstunden fleißig besucht hat, weiß, was zu tun ist, und beginnt sofort zu
handeln, um den nächsten sicheren Hafen zu finden und anzusteuern.
•
Wer den Segelunterricht lieber geschwänzt hat, vergeht sich nun in Angst und könnte
schnell zum Spielball der Elemente werden.
Die gute Nachricht: Man kann Angstzustände haben und dennoch psychisch völlig gesund
sein. Denn Angst ist keine Störung an sich, solange sie nicht zum Dauerzustand wird. Sie
kann ein gesunder Indikator dafür sein, dass unbekanntes Terrain betreten wird und etwas
gelernt werden muss. Sie konfiguriert den Körper für mehr Wachsamkeit, um mit Gefahren
oder einfach nur mit Neuem umzugehen. Dann erkundet und erlernt man dieses
unbekannte Terrain und ersetzt so die Angst durch beruhigende Erfahrung. Es ist ein
Moment der Selbstüberwindung, der viel Zufriedenheit bringen und sogar ein wichtiger
Etappensieg der Persönlichkeitsentwicklung sein kann. Danach ist man vorbereitet und
erfahren und braucht die Angst nicht mehr.
Für dieses Wirklichkeitstraining gibt es glücklicherweise viele Hilfestellungen. Das
muss man nicht allein tun und kann beispielsweise eine Begleitung durch einen Coach
wählen. Aber den Schritt gehen müssen wir schon selbst. Die Erfahrungen machen -
das kann uns niemand abnehmen.
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Alexander Hohmann - Blog
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Mehr Selbstvertrauen, weniger Angst - wie erreiche ich das?
„Sobald du dir
vertraust, sobald weißt
du zu leben.“
Goethe