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Wie finde ich mehr Selbstvertrauen? Wie kann ich mein
Selbstbewusstsein stärken?
Vielen Menschen mangelt es an Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Dadurch gehen
sie bestimmten Situationen und Erfahrungen aus dem Weg. Dieses wiederholte Ausweichen
nagt wiederum am Selbstvertrauen und am Selbstwertgefühl. Das Leben fühlt sich enger
und kleiner an. Vielleicht macht man sich selbst dafür fertig, es nicht zu schaffen - was auch
immer „es“ ist.
Es kann der Fehlglaube entstehen, Selbstvertrauen könne man sich herbei lesen oder durch
Webinare oder Motivationswochenenden aufbauen. Die können zwar eine Wirkung haben,
aber für wie lange? Wie soll wahres Selbstvertrauen von außen kommen können? Ein
Selbstvertrauen, das von der Unterstützung und Anerkennung Dritter abhängig ist, ist kein
Selbstvertrauen, sondern eine Abhängigkeit. Es ist eine äußere Ressource, die immer
wieder an das Fehlen einer inneren Ressource erinnert.
In Wirklichkeit hat Selbstvertrauen mit Handeln zu tun. Man sollte nicht so sehr nach
der richtigen Denkweise suchen, um endlich ins Handeln zu kommen, sondern nach
der richtigen Handlungsweise, um ins richtige Denken zu finden.
In der heutigen Zeit gibt es so viele Auswahlmöglichkeiten wie noch nie, und das kann eine
lähmende Wirkung entfalten. Umso wichtiger wird es, in Bewegung zu kommen und nicht im
Stillstand zu verbleiben, in der Hoffnung, dass schon irgendwann die richtige Idee von selbst
kommt.
Um wahres Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl aufzubauen, scheint folgender Weg der
bessere:
•
Mut fassen,
•
ins Handeln kommen, ausprobieren, sich ausprobieren, Dinge unternehmen, auch mal
etwas riskieren,
•
Fehler begehen (das lässt sich gar nicht verhindern), daraus die richtigen Lehren ziehen
und Fähigkeiten entdecken und aufbauen,
•
Hindernisse überwinden, das gute Gefühl bekommen, dass es gar nicht so schlimm war,
•
dabei lernen, den Fokus zu behalten und sich auch von Rückschlägen nicht aus der
Bahn werfen zu lassen,
•
und sich nicht dafür fertig machen, dass etwas misslungen ist, sondern sich dafür
wertschätzen, dass man es ehrlich und nach Kräften versucht und nicht gleich
aufgegeben hat.
Manche Menschen sind durch das Bewahren ihres Urvertrauens mit Selbstvertrauen
gesegnet. Aber bei den meisten wurde das Urvertrauen früh beschädigt und ein
Selbstvertrauen muss erst wieder aufgebaut werden.
Wenn man sich nicht an der Wirklichkeit reibt, weiß man aber weder, was man kann,
noch wer man wirklich ist. Selbstvertrauen entsteht aus dem Handeln und der
wiederholten Erfahrung, dem Leben mit zunehmender Kompetenz zu begegnen. Je
mehr Situationen gemeistert werden, desto mehr Vertrauen entsteht: „Ich werde auch mit
allem Weiteren fertig, was noch kommen mag.“ Das nennt man
„Selbstwirksamkeitserwartung“.
Und es ist ein nachhaltiges Selbstvertrauen, das da entsteht. Denn es kommt von
innen, statt durch Anerkennung von außen oder durch ein falsches Selbstbild, das man sich
immer wieder schönreden muss. Es hat den Wirklichkeits-TÜV vielleicht nicht immer
verletzungsfrei, aber dafür erfolgreich durchlaufen, wieder und wieder.
Jede festgestellte Fähigkeit, jede aufgedeckte innere Ressource, jede Erfahrung und jede
Freude am Können ist wie ein Puzzlestück. Irgendwann sind ausreichend Puzzleteile
vorhanden, damit sich ein Gesamtbild abzeichnet, das den eigenen Weg weist und
gleichzeitig die vielen Teile zu einer Einheit vermengt, zu einer Lebenserzählung, einem
Lebenszweck, einem Lebensziel.
Selbstvertrauen von innen entsteht,
•
wenn man sich auf den eigenen Weg begibt (und akzeptiert, am Anfang nicht zu wissen,
wohin er eigentlich führt),
•
eine Hürde nach der anderen meistert und dabei wohlwollend auf die eigenen
Anfängerfehler schaut,
•
das eigene Kompetenzerleben und die eigene Freude am Können aufbaut (und das
braucht Zeit),
•
Unbekanntes zu Vertrautem macht,
•
und dadurch die eigene Weltreichweite Schritt für Schritt ausdehnt.
Das hat auch mit Selbstüberwindung zu tun. Es gibt keine persönliche Entwicklung ohne
Selbstüberwindung - angefangen mit dem Abstreifen liebgewonnener Glaubenssätze, die
früher einen Halt gaben und nun nicht mehr funktionieren.
Mangelndes Selbstvertrauen und Angstzustände als Störung
der psychischen Gesundheit?
Insbesondere etliche junge Menschen erleben heutzutage häufig nicht nur einen Mangel an
Selbstvertrauen, sondern auch eine Orientierungslosigkeit und sogar Angst schon bei
kleinen Anlässen, etwa bei ganz banalen sozialen Interaktionen mit unbekannten Menschen.
Dieser Mangel an Selbstvertrauen, diese Angstzustände werden bisweilen als psychische
Störung gewertet, die einer Therapie bedarf. Doch in vielen Fällen könnte nicht eine
psychische Erkrankung, sondern ein Mangel an Wirklichkeitstraining die Ursache sein
- eine Sozialisierung in falschen Welten. Ängste gehören zum Menschsein. Wird aber
eine falsche Weltsicht daraufgesetzt, liefert diese der Angst einen riesigen Resonanzkörper.
Heutzutage erfolgt in jungen Jahren ein großer Teil der Sozialisierung nicht in der
echten Welt, sondern in fiktiven digitalen Scheinwelten. Dort wird enorm viel Zeit
verbracht. Deren Algorithmen belohnen vor allem Selbstinszenierungen, Egozentrik und
Schwarzweiß-Polarisierungen. Der Lohn: Aufmerksamkeit und gute Positionierungen im
„Stream“. Nicht Reife, sondern Sichtbarkeit wird angestrebt, manchmal um jeden Preis. Das
bereitet nicht wirklich auf ein verantwortungsbewusstes Erwachsenenleben, eine Suche
nach dem gesunden Mittelweg, eine gute emotionale Regulierung und eine vollwertige
Teilnahme an der Gesellschaft vor. Es wird ein kuratiertes Schaufenster-„Ich“, ein falsches
Selbst in einer fiktiven Blase aufgebaut, statt sein wahres Selbst von der Wirklichkeit
erproben und stählen zu lassen. Doch nur ein wahres Selbst kann das Fundament eines
nachhaltigen Selbstvertrauens sein, das seinen Weg durch die Wirklichkeit zu finden
weiß.
Ein falsches Selbst muss umso aggressiver nach außen verteidigt werden, als es weiß, dass
es künstlich und fragil ist. Denn jede Begegnung mit der Wirklichkeit könnte wie ein
Windstoß auf ein Kartenhaus wirken.
Der raue Umgangston im Internet könnte seine Hauptursache in diesen
Abwehrmechanismen vieler instabiler Egos haben. Ein falsches Selbst hat Angst vor der
Wirklichkeit und versucht, sie immer im eigenen Sinne zu interpretieren und abzuwehren.
Aus dem falschen Selbstbild entsteht dann ein falsches Weltbild. Das Weltbild soll nicht die
Welt beschreiben, sondern das Selbstbild bestätigen - zum Beispiel das eines Opfers in
einer Welt von Tätern, oder das einer Sinnlosigkeit von Anstrengung weil doch die Welt
sowieso untergeht.
Wie alles, was instabil ist, muss sich auch ein solches Selbst abstützen. Und vielfach
werden heutzutage Feindbilder genutzt, um sich an ihnen zu stützen. Man weiß nicht, wer
man ist, also definiert man sich gegen andere. Würde das Feindbild wegfallen, könnte das
eigene falsche Selbst umfallen.
Ein authentisches Selbst kann so nicht entstehen. Es werden nur die inneren
Spaltungen auf die ganze Welt projiziert, statt sie zu überwinden.
Jede Stunde in der "digitalen Blase" ist für die Sozialisierung in der echten Welt
verloren. Um die Zwanzig kann man bereits mehrere Jahre Verspätung bei den sozialen
und emotionalen Kompetenzen für die echte Welt angesammelt haben. Oft wird die
Sozialisierung in der echten Welt weiter vor sich her geschoben, bis der Eintritt in die
Berufswelt kaum noch eine Wahl lässt. Umso größer wirkt dann der doppelte „Kulturschock“
des Welteintritts und des Arbeitsantritts. Nun muss man sich auf die echte Welt einlassen,
hat aber nicht gelernt, nach welchen unsichtbaren Regeln sie funktioniert. Dass das ein
Gefühl der Angst vermittelt, ist völlig normal und keine Störung.
Wenn man sich nicht an der Wirklichkeit reibt, weiß man weder, was man kann, noch
wer man wirklich ist. Vielleicht verselbständigt sich das Gefühl der Angst sogar. Eine
Therapie kann in bestimmten Fallen helfen - das können am besten ausgebildete
Therapeuten bewerten. In anderen Fällen kann sie aber einfach eine weitere Vermeidungs-
und Verschiebungstaktik sein. Das Unbehagen wird auf einen psychischen Reparaturbedarf
statt auf ein mangelndes Wirklichkeitstraining geschoben.
Erstmals in der Geschichte der Menschheit trainieren sich viele Gehirne an, sich
einzukapseln, das reale Umfeld nicht wahrzunehmen, sondern es immer wieder
auszublenden und diese Ablehnung sogar demonstrativ zu signalisieren. Solche Gehirne
verpassen jährlich Hunderte und Tausende kleiner, nützlicher Lernerfahrungen, an denen sie
hätten reifen können.
Die Lösung: sich der Wirklichkeit stellen, sich auf Training einlassen, die
erforderlichen Kompetenzen aufbauen, mit den Rückschlägen und unangenehmen
Situationen umgehen lernen, die reale Welt achtsam und offen anschauen statt sie zu
meiden und sich einzukapseln. Auch ein gewisses Maß an Demut ist hilfreich, denn sonst
riskiert man, sich weiterhin an einem falschen Selbstbild festzuklammern statt Raum dafür
zu machen, dass sich ein authentisches Selbst bilden kann.
Es ist, wie wenn man sich allein auf offener See auf einem Segelboot befindet und am
Horizont bereits eine dunkle Wolkenfront naht:
•
Wer die Segelstunden fleißig besucht hat, weiß, was zu tun ist, und beginnt sofort zu
handeln, um den nächsten sicheren Hafen zu finden und anzusteuern.
•
Wer den Segelunterricht lieber geschwänzt hat, vergeht sich nun in Angst und könnte
schnell zum Spielball der Elemente werden.
Die gute Nachricht: Man kann Angstzustände haben und dennoch psychisch völlig gesund
sein. Denn Angst ist keine Störung an sich, solange sie nicht zum Dauerzustand wird. Sie
kann ein gesunder Indikator dafür sein, dass unbekanntes Terrain betreten wird und etwas
gelernt werden muss. Sie konfiguriert den Körper für mehr Wachsamkeit. Dann erkundet
und erlernt man dieses unbekannte Terrain und ersetzt so die Angst durch Erfahrung.
Es ist illusorisch, zu glauben, man könne die Angst vor der Welt loswerden, ohne sich der
Welt zu stellen und durch Erfahrungen zu lernen, sie erfolgreich zu befahren.
Für dieses Wirklichkeitstraining gibt es glücklicherweise viele Hilfestellungen. Das
muss man nicht allein tun. Aber den Schritt gehen müssen wir schon selbst. Die
Erfahrungen machen - das kann uns niemand abnehmen.
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Alexander Hohmann - Blog
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Mehr Selbstvertrauen, weniger Angst - wie erreiche ich das?
„Sobald du dir
vertraust, sobald weißt
du zu leben.“
Goethe